
Guten Morgen liebste Strickcommunity,
ich sitze hier grade mit etwas Schoki und einem Kaffee, eingekuschelt in meinen flauschig-warmen Champagne Cardigan, weil draußen das Wetter mal wieder eher Bock auf November hat, als auf Ende Mai. Umso gemütlicher beginnt diese Woche unser kleiner, feiner wöchentlicher Streifzug durch die Stick-Sphären.
Bleiben wir am Anfang direkt mal beim besagten Champagne Cardigan von Petite Knit: Ich weiß, dass einige von Euch sich wegen des Schwierigkeitsgrads 5 von 5 bisher nicht an das schöne Teil herangetraut haben. Ich trage meinen heute nach dem Waschen, Spannen und Vernähen zum ersten Mal und kann Euch sagen: Es ist nicht so dramatisch, wie es aussieht! Ich schätze, der Schwierigkeitsgrad ist vor allem wegen der Knopfleiste so hoch angesetzt, denn ansonsten ist das Teilchen eigentlich ein recht simpler Raglancardigan. Um Euch ein wenig die Angst zu nehmen und ein paar Tipps zu den machbaren Herausforderungen der Anleitung zu geben, erzähle ich Euch ein bisschen von meinen Erfahrungen. Techniken, die ihr für den Cardigan beherrschen solltet sind: Raglanzunahmen, italienischer Maschenanschlag und italienisches Abketten, German Short Rows und ihr solltet Maschen aus einem bereits bestehenden Strickstück aufnehmen können, in diesem Fall für die Knopfleiste. Für all diese Techniken gibt es diverse Youtube-Tutorial, falls ihr Orientierung braucht. Für ganz neue Strickerinnen ist der Cardigan vielleicht noch etwas komplizeiert. Wer aber schon einige Erfahrungen mit Raglanpullovern gemacht hat, kann sich meiner Meinung nach auch an den Champagne Cardigan heranwagen!
Ich kann Euch folgende drei Punkte verraten, an denen man bzw. frau gut aufpassen sollte, um Stolperfallen zu vermeiden:
- das Stricken in Reihen: der Cardigan wird nicht in Runden gestrickt, sondern mit Hin- und Rückreihen. Die meisten von uns stricken linke Maschen etwas lockerer als rechte Maschen. Wer nicht zufrieden mit dem Maschenbild ist, kann für die Rückreihen eine kleinere Nadel verwenden, also zum Beispiel Nadelstärke 4 oder 3,5. Dafür schraubt Ihr einfach eine kleinere Nadelspitze an Euer Nadelseil oder strickt die Rückreihen mit den linken Maschen mit einer kleineren Rundnadel.
- die verkürzten Reihen zum Formen des Halsausschnitts: Der Nacken des Cardigans wird ziemlich hoch gearbeitet, also mit recht vielen verkürzten Reihen (was dem Cardigan eine bombastische Passform gibt, es lohnt sich also!). Geht an den Teil der Anleitung mit Konzentration heran und hakt vielleicht sogar mit einem Stift ab, was Ihr schon geschafft habt. Dann verliert Ihr bei den verschiedenen Schritten der Passe nicht den Überblick.
- und, na kla, die Knopfleiste mit den wunderschönen Knopflöchern: das Stricken an sich ist gar nicht schwer, die Techik könnt Ihr Euch in den beiden oben verlinkten Videos anschauen. Auch wenn die Beschreibungen auf Dänisch sind, zeigt Kimmie Munkholm darin sehr verständlich, wie Doppelstrick funktioniert und wie die Knopflöcher gearbeitet werden. Achtet dabei aber auf jeden Fall darauf, mit Nadelstärke 3 nicht zu fest zu stricken, damit die Knopfleiste sich nicht zu sehr zusammenzieht…
Ach ja, und die Basics wollen wir natürlich zum Schluss nicht vergessen: Der Champagne Cardigan wird mit der Double Sunday von Sandnes und einem Faden Mohair (zum Beispiel Brushed Lace, Tilia oder Soft Silk Mohair) auf Nadelstärke 4,5 gestrickt. Alternativ könnt ihr aber auch die Peruvian Highland Wool von Filcolana, die Pura Lana von Gepard oder die Sunday mit doppeltem Faden verstricken. Als alternatives Beilaufgarn eignet sich die Midnatssol von CaMaRose.
Ich hoffe, ich konnte Euch etwas Orientierung geben und die Bedenken wegen des hohen Schwierigkeitsgrads etwas nehmen. Ich selbst komme aus dem Schwärmen im Moment gar nicht heraus und kann Euch den Cardi wirklich nur ans Herz legen! Er sitzt ganz wunderbar, ist ultra gemütlich, sieht aber auch zu edlen Tops oder über Kleidern toll aus…
Neben dem frisch von den Nadeln gehüpfen Champagne Cardigan gibt es aber aktuell zwei Dinge, die mich besonders positiv stimmen: einmal die Wettervorhersage für die kommende Woche (wir kriegen scheinbar doch noch eine Art Sommer) und die sinkenden Corona-Zahlen. Es scheint also so, als ob bald wieder sowas wie ein soziales Leben möglich sein wird…
Für sommerlich-schicke Anlässe, die es also bald wieder geben könnte, sind mir bei Insta zwei Traumteile über den Weg gelaufen: Da wäre einmal die Aften Bluse von der norwegischen Designerin Enya aka Aftenstrikk. Die Anleitung für diesen clean-eleganten Mohairtraum gibt es mittlerweile auf Englisch. Die leichte Bluse wird von Taille nach oben gestrickt, danach nehmt ihr dort die Maschen für das Schößchen auf und strickt von der Taille nach unten. Ihr arbeitet mit einem Faden Mohair (zum Beispiel Kid Seta von Gepard, KFO Soft Silk Mohair oder Tynn Silk Mohair von Sandnes), empfohlen wird Nadelstärke 3,5. Besonders toll finde ich an der Anleitung die Möglichkeiten für eigenen Gestaltungsspielraum. So könnt Ihr etwa den Schlitz vorne am Ausschnitt weglassen, die Ärmel lang oder kurz stricken und auch das Schößchen je nach Vorlieben gestalten…
Ziemlich umgehauen hat mich außerdem die Kurzarm-Version des Frida Sweaters von der spanischen Designerin Anna aka Gregoria Fibers. Mit den leichten Puffärmeln und dem wunderbaren Lacemuster eignet sich das Teil super für etwas wärmere Tage, wenn man auf die langen Ärmel verzichtet. Laut Anleitung strickt ihr mit drei Fäden Mohair, für den Sommer reichen aber auch zwei, würde ich sagen. Der Pulli bzw. das Shirt wird von oben nach unten mit Nadelstärke 4 und 5 gestrickt. Träumchen!
Ihr wünscht Euch von Marlena und mir immer wieder Inspo für Eure Garnreste. Voilá, ich hab da wieder einige süße Ideen zusammengetragen…
Ganz wunderbar finde ich zum Beispiel die Idee von Krauseri, kleine Kirschen auf ihre Bandana zu sticken. Das geht natürlich auch mit Zitronen, Wassermelone, Erdbeeren, Blumen, Regenschirmen, Sternchen oder wonach auch immer Euer Herz schlägt. Eine Gratis-Anleitung für solch ein süßes Halstuch findet ihr übrigens bei Paula M. Aber Ihr könnt auch Pullover, Mützen, Täschchen, Socken, etc. besticken. Eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt…
Hals über Kopf verliebt hab ich mich auch in die Strickkunstwerke der Dänin Julie Wittrup (@mynilla.knitwear), in denen Ihr viele Ideen für Restestrick finden könnt. Sie stickt von Buchstaben über Symbole und Formen verschiedenste Verzierungen auf ihre Pullover und kreiert aus Resten wunderschöne Texturen und Farbverläufe.
Und Streifen eignen sich natürlich auch immer super, um Restknäuel zu verstricken. Grandios finde ich zum Beispiel eine Idee von Pia Kamp für die Ballonjacke von PetiteKnit. Pia ist die Geschäftsführerin des norwegischen Wollparadieses Garntopia. Sie strickt bei der Ballonjacke jede Krausrippe in einer anderen Farbe und das Ergebnis sieht einfach aus wie ein Pastell-Paradies. (Wobei man bei der Jacke natürlich nicht mit ein bis zwei Restknäuel hinkommt).
Für Mohairreste oder Garne aus gebürstetem Alpaka eignen sich außerdem die tollen Oversize-Cardigans von SistaKnit hervorragend. Bei der Mille Jacke könnt ihr zum Beispiel all Eure Überbleibsel kunterbunt kombinieren. Das steht bald bei mir nochmal auch an, nachdem ich einige Reste schon zu einer bunten Sorbet Bluse für meine Schwester verarbeitet habe (danke für die Inspo, liebe Marlena). Aber natürlich könnt Ihr auch bei anderen Modellen einfach Streifen aus Euren Resten einarbeiten oder ganz eigene Teile kreieren.
May the force, äh, creativity be with you…
Außerdem muss ich noch eine dänische App-Idee mit Euch teilen, die mir bei Instagram begegnet ist. Mette Lundstad und Anne Bagger-Bahnsen haben grade die App Recraft Yarn zum Kaufen und Verkaufen von Garnresten in der Beta Version gestartet. Falls eine von Euch tollen Strickerinnen sich in dem Bereich auskennt, wir würden so einer App bestimmt auch hier in Deutschland in Scharen die digitalen Pforten einrennen…
Etwas Vergleichbares kenne ich hierzulande bisher nämlich nicht. Falls ihr aber einen überquellenden Stash haben solltete und einige Knäuel abgeben möchtet, gibt es auf jeden Fall verschiedene Organisationen, die Wollspenden annehmen:
Wooligans in verschiedenen Städten Deutschlands stricken und häkeln für Menschen, die auf der Straße leben. Welche Materialien wo gebraucht werden, könnt ihr hier nachlesen. Die Helferlein mit Herz häkeln, stricken und nähen für Neugeborene, Frühchenstationen und Sternenkinder, aber auch für Frauenhäuser, wohnungslose Menschen und ein Seniorenheim. Und der Verein Herzenssache näht, häkelt und strickt Kleidung für Frühchen und Sternenkinder und gibt sie kostenfrei an Eltern in Kliniken in ganz Deutschland weiter, um den Klinikalltag etwas erträglicher zu machen. Falls es keine Listen gibt, fragt vorher immer lieber nochmal nach, ob Spenden erwünscht sind und was genau gebraucht wird. Die Lagerkapazitäten sind in der Regel nicht unendlich. Falls Ihr lieber bei Euch in der Umgebung spenden möchtet, könnt Ihr natürlich auch in Einrichtungen wie Kindergärten und Horts oder Pflegeheimen nachfragen, ob Garne oder gestrickte bzw. gehäkelte Teile gebraucht werden.
Ich hoffe, ich konnte Euch diese Woche wieder etwas inspirieren. Habt ein wunderbares Wochenende, genießt das Wetter und das wiederaufkeimende Leben draußen. Ich setze mich jetzt erstmal an mein neues Projekt, den wunderbaren Neighbor Sweater. Wir freuen uns auf die nächste Knitspiration mit Euch.
Happy knitting!
Eure Nora

Ich bin Nora. Ich arbeite als Journalistin, normalerweise mit Nachrichten und Politikthemen, und wohne in Köln. Nach Feierabend bin ich ein absolutes Knitting Addict, so dass ich mich unheimlich freue, hier meine Arbeit und meine Strickleidenschaft zu verbinden.
Ich liebe skandinavisch cleane Designs mit einem kleinen Twist und brauche immer ewig für die Wollauswahl. Neben dem Stricken bin ich ein absoluter Foodie mit einer Schwäche für Zimtgebäck und ich liebe es zu reisen (wenn die C-Situation es zulässt).