Ihr kennt es sicherlich, wenn die Freude auf ein neues Projekt besonders groß ist, ist man schnell geneigt auf eine Maschenprobe zu verzichten. Und ich verrate euch: mir ging es genauso! Aber auch, wenn ihr die Anleitung komplett richtig befolgt, kann es am Ende sehr frustrierend sein, wenn ein gestricktes Stück zu klein oder zu groß geraten ist.
Eine Maschenprobe verrät so viel über Euer Strickstück, ob die Passform stimmt, wie sich das verstrickte Garn nach dem Waschen verhält und nicht zuletzt, kann mit unterschiedlichen Farbkombinationen experimentiert werden – und sie können sogar richtig Spaß machen!

Das stricken der Maschenprobe
Zu Beginn jeder guten Strickanleitung finden sich Angaben zur Maschenprobe, dort könnte z.B. stehen: 21M x 28R glatt re mit Nd-Stärke 4 = 10 x 10cm. Das heißt, dass beim waagerechten Messen des Strickstücks 21 Maschen 10cm entsprechen sollen und beim senkrechten Messen sollten auf 10cm 28 Reihen kommen. Wenn eure Maschenprobe stimmig ist, könnt ihr bedenkenlos eure Maße mit denen der Anleitung vergleichen und eure Größe sticken.
Wir bleiben bei dem Beispiel 21 M x 28 R. Ihr schlagt mindestens 10 Maschen mehr an, als verlangt, in diesem Falle also 31 Maschen. Die ersten 4 Reihen, sowie jeweils 2 Randmaschen und die letzten 4 Reihen stricke ich kraus rechts. Das dient dazu, dass sich die Ränder nachher nicht einrollen und euch das Messen erschweren. So bleibt eure Maschenprobe schön glatt nach dem Waschen. Ansonsten strickt ihr die Maschenprobe im angegebenen Muster.

Waschen und Spannen
Bevor die Maschenprobe geprüft wird, muss sie gewaschen werden. Auch hier ist man schnell versucht diesen Schritt auszulassen, aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Waschen kann so viel verändern an einer Probe. Bei Patentmustern ist es nicht ungewöhnlich, dass die Maschenprobe im ungewaschenen Zustand zu klein ist (was bei mir selber immer der Fall ist). Wascht und spannt ihr sie aber, passt sie auf einmal, da das Strickstück „gewachsen“ ist. Auch bei Lace- und Zopfmustern ist das Waschen und Spannen ganz besonders wichtig.
Und manch ein Maschenbild kommt einem vor dem Waschen möglicherweise total unordentlich und unregelmäßig vor, glättet sich nach dem Prozess aber wieder und erfreut den inneren Monk.
Die fertige Maschenprobe, gebe ich mit ein wenig Wollwaschmittel in eine kleine Schlüssel und lasse sie sich dort mit Wasser vollsaugen und entspannen. Bei Strickstücken die ich nachher in der Maschine waschen möchte, wasche ich die Proben ebenfalls in einem Wäschesack in der Maschine. Anschließend rolle ich die nasse Probe in einem Handtuch vorsichtig ein und drücke auf das Handtuch um überschüssiges Wasser loszuwerden. Mit Kammnadeln oder T-Nadeln spanne ich meine Probe auf eine Matte und lasse sie in Ruhe trocknen.
Das richtige Lesen der Maschenprobe
Wenn meine Maschenprobe durchgetrocknet ist, befreie ich sie von Matte und Nadeln und lege sie mir auf den Tisch. Mit einem Lineal (nehmt bitte KEIN Maßband, weil es sich doch einfach nicht immer exakt glatt auflegen lässt, z.B. bei Grobstrick oder Muster) messe ich jetzt 10cm aus und markiere mir die 0-Markierung und die 10-Markierung mit je einer Nadel. Dann werden die Maschen gezählt. 21M in der waagerechte sollen es sein. Habe ich nun aber 22 Maschen, bedeutet dies, ich stricke ein wenig fester. Habe ich 20 Maschen, stricke ich im Umkehrschluss etwas lockerer. Bei einer Maschen Abweichung denkt man schnell, dass es schon nicht so wild ist (bei manchen Stücken wie Oversized Pullovern, würde ich dem Gedanken auch nachgeben), allerdings können das bei einer Mütze schon 2cm am Ende sein, die sie entweder zu groß oder zu eng werden lassen.
Wenn die Maschenanzahl stimmt, aber die Reihenzahl nicht passt, nimmt man am besten die Änderungen in der Anleitung vor. Allerdings geben sehr viele DesignerInnen glücklicherweise die Längen in cm an und nicht in gestrickten Reihen. Die Reihenzahl ist also recht leicht zu korrigieren.

Nadelstärke anpassen
Wenn die Maschenzahl also nicht stimmt, ist der erste Schritt die Nadelstärke anzupassen. Dabei gilt die Faustregel, dass eine halbe Nadelstärke mehr oder weniger die Probe um 1 cm verändert. Habe ich also statt der erforderlichen 21 Maschen die ich mit Nadelstärke 4 stricken soll, 22 Maschen auf 10cm, stricke ich etwas fester und sollte zu einer Nadelstärke 4,5 greifen und eine neue Probe machen.
Strickt man also zu fest, nimmt man eine dickere Nadel. Strickt man zu locker, wählt man eine dünnere.
Garn ersetzten
Es macht immer Sinn das Originalgarn oder ein von den Materialien ähnliches Garn zu wählen. Ein Design wie der Louisiana Sweater aus Brushed Alpaka (Børstet Alpakka) wirkt ganz anders, wenn man es durch die Snefnug oder Alpakka Ull ersetzt. Auch wenn es von der Lauflänge des Garns theoretisch passen würde. Manchmal wählt man aber ja auch ganz bewusst eine andere Kombination aus Garnen. Dabei muss man dann ggf. etwas umrechnen. Nehmen wir an, wir möchten den Louisiana Sweater nicht aus Børstet Alpakka sondern aus Alpakka Ull von Sandnes stricken. Die Rechnung ist ganz leicht:
Der Louisiana Sweater von Petite Knit gibt 400g Børstet Alpakka (8 Knäuel) für die kleinste Größe an. Das Garn hat eine Lauflänge von 110m. 110 x 8 = 880 Meter Garnverbrauch für das Modell.
Die Alpakka Ull hingegen hat eine Lauflänge von 100m. 880 ÷ 100 = 8,8. Hier bräuchte ich also 9 Knäuel von der Alpakka Ull. Und auch hier, die Maschenprobe nicht vergessen, besonders wenn ihr ein ganz anderes Garn verwenden möchtet.

Das schöne an Maschenproben ist, dass man so viel ausprobieren kann. Als Beispiel möchte ich euch noch den wunderbaren Cadigan No.4 nennen. Er wird aus dreifädigem Mohair gestrickt und es macht unglaublich viel Spaß mit Farben zu experimentieren. Der Cardigan gewinnt optisch an Tiefe und Struktur, wenn man drei unterschiedliche Grautöne miteinander kombiniert, statt drei mal denselben Farbton zu nehmen.
In diesem Sinne: nehmt euch die Zeit, schaut mal was sich bei euch für Garne noch verstecken und probiert aus. Ich nehme auch nach längere Zeit Maschenproben immer mal wieder zur Hand, überlege mir andere Kombinationen oder wasche sie auch mal neu oder anders um zu testen ob ich es wagen kann ein geliebtes Teil doch mal in der Maschine zu waschen. Daraus kann also eine richtige kleine Sammel-Leidenschaft entstehen.
Happy swatching ihr Lieben!
Eure Marlena


Ich bin Marlena. Ich komme aus Münster und wohne zusammen mit meinem Mann, unseren drei Kindern und einem Hund in einem kleinen feinen Häuschen.
Meine größte Leidenschaft, neben meiner Familie, der Fotografie und gutem Essen ist, wie könnte es anders sein, das Stricken. Am liebsten stricke ich langlebige Basics in guter Qualität die mich dann hoffentlich über Jahre als Lieblingsstücke begleiten.